„Die allgegenwärtige Anonymität, das Hauptmerkmal einer (Groß)Gesellschaft, fördert spürbar die zunehmende Separierung des Individuums.“
Hier sind Ursache und Folge meiner Ansicht nach vertauscht. Die allgegenwärtige Anonymität folgt aus der zunehmenden Separierung, nicht umgekehrt. Die Tendenz zur Separierung hat natürlich auch ihre Ursachen. Meines Erachtens liegen jene in der Ideologie des Patriarchats begründet. Der Kern dieser Ideologie bzw. die Basis, auf der das gesamte Patriarchat ideologisch aufbaut, ist das sogenannte „Recht des Stärkeren“. Hier handelt es sich um kein Recht im engeren, moralischen Sinne, sondern um den Einsatz von Gewalt als Ultima Ratio in Abwesenheit von Moral. Die stete Androhung und nahtlose Anwendung von Gewalt erscheint notwendig, weil den Beteiligten keine Moral bekannt ist, die sie anwenden könnten. In ihrer Einfältigkeit gehen sie soweit, den Moral-Begriff ins diametrale Gegenteil seiner originären Bedeutung zu verwenden und jene Menschen als demoralisiert zu brandmarken, die den allgegenwärtigen Wahnsinn nicht mehr aushalten und sich aus reinem Selbstschutz aus der moralbefreiten Gesellschaft der Asozialen zurückziehen. Jedes Individuum hat ein Recht auf Autonomie (Selbstbestimmung). Dieses Recht wird im Patriarchat systematisch negiert, weil seine Anerkennung das Recht des Stärkeren unmöglich machen würde. Es ist unmöglich, sich durchzusetzen und gleichzeitig das Recht auf Autonomie desjenigen zu respektieren, gegen den man sich durchsetzen will. Was die Pat-Twats dabei regelmäßig unbeachtet lassen, ist die simple Tatsache, dass es beim nächsten Mal sie selbst treffen kann. Niemand gewinnt jeden Kampf. Am Ende des Tages wird in diesem Spiel jeder zum Verlierer.
… vielleicht habe ich das nicht deutlich genug formuliert: die Separierung und die Anonymität bedingen hier einander …deshalb schrieb ich auch: „fördert spürbar die zunehmende Separierung“ … da ich immer im historischen Kontext denke und argumentiere, war imho der erste Schritt in die Etablierung der patriarchalen Strukturen das Aufbrechen der matrifokalen Fürsorgehabitate und damit die Zerstörung der Vertrautheit und Sicherheit durch anwesende Angehörige. Die verschleppte, der Freiheit beraubte Mensch, die versklavte oder verheiratete Frau, sah sich Separierung und Anonymität gleichermaßen gegenüber und da das Selbsterhaltungsprogramm der Lebewesen ein hohes Maß an Anpassung bereitstellt, richtet sich das der matrilokalen Grundgeborgenheit entrissene Individuum auch in unzuträgliche und unerträgliche Bedingungen ein.
Die heute allgegenwärtige Anonymität in der Gesellschaft des modernen Hochpatriarchats, erfolgt nicht aus der heute auf die Spitze getriebene Separierung, sondern ist bereits ein Marker der Massengesellschaft besonders der frühen urbanen Kulturen. Eine Durchmischung von den realen bereits großflächig vorhandenen Familienstrukturen nach dynastischem Vorbild, mit noch vorhandenen Resten der Matrifokalität und dem zunehmenden Heer der versklavten und damit bindungslosen Individuen bildet die Grundlage der Anonymität und setzt die Transformation von Gemeinschaft in (Groß)Gesellschaft um.
Die nahezu hemmungslose Separierung der Gesellschaftsmitglieder der Moderne ist wie gesagt eine ständige Begleiterscheinung der Anonymität. Diese beiden Komponenten lassen sich natürlich aufrecht erhalten durch eine immer mehr verbesserte Infrastruktur, die das Individuum von einer artgerechten und naturgemäßen (Fürsorge)Gemeinschaft unabhängig macht.
… und hier kann ich dich nur bestätigen: „Was die Pat-Twats dabei regelmäßig unbeachtet lassen, ist die simple Tatsache, dass es beim nächsten Mal sie selbst treffen kann. Niemand gewinnt jeden Kampf. Am Ende des Tages wird in diesem Spiel jeder zum Verlierer.“
aber ich denke auch, dass die das etwa nicht wissen oder nicht beachten … denn genau dieses Wissen um die Bedrohung des eigenen Selbst in einer androzentrierten Machtgesellschaft setzt den Mechanismus in Gang dem anderen zuvor zu kommen und sich so auf den steten Kampf um die Vorrechte (der Stärkeren) einzulassen. Natürlich gibt es zu guter Letzt nur Verlierer … das beweisen die Bedingungen und Vorgänge in der Atmosphäre der Patriarchalität tagtäglich …
„Das Matrifokal ist ein von mir speziell für diesen Zusammenhang kreierter Begriff, welcher die naturgemäße, also menschenartgerechte Fürsorgegemeinschaft bezeichnet!“
Der Begriff „Matrifokal“ bedeutet Mutter-zentriert und beschreibt damit all jene Volksstämme und Volksgruppen zutreffend, die in dieser Weise organisiert sind. Mir gefällt der Begriff ausgezeichnet! Mir stellt sich jedoch die folgende Frage: Inwieweit lässt sich dieser Begriff auf analog organisierte Wahlgemeinschaften anwenden, an denen (zunächst) hauptsächlich Erwachsene beteiligt sind?
Ein entsprechendes Wertesystem und entsprechende Regeln vorausgesetzt, sollte es meines Erachtens möglich sein, diese Organisationsform auf beliebige Wahlgemeinschaften zu übertragen, also auch ohne dass die Beteiligten jeweils untereinander blutsverwandt sein müssen, und auch ohne dass einer solchen Gemeinschaft zwingend Mütter und deren Kinder angehören müssen. Mir geht es darum, jene Voraussetzungen zu ermitteln und zu beschreiben, die für die Gründung und für den Erhalt einer solchen Organisation im Hier & Jetzt notwendig erfüllt sein müssen. Dass nun alle weiblichen Beteiligten umgehend geschwängert werden müssten, halte ich nicht für notwendig. Zumal sich eine „menschenartgerechte Fürsorgegemeinschaft“ nicht auf die Fürsorge gegenüber den Kindern reduzieren lässt und eine Fürsorge der Erwachsenen untereinander mit einschließt. Letzteres kann auch innerhalb einer Wahlgemeinschaft von Erwachsenen umgesetzt werden.
„Frage: Inwieweit lässt sich dieser Begriff auf analog organisierte Wahlgemeinschaften anwenden, an denen (zunächst) hauptsächlich Erwachsene beteiligt sind?“
eigentlich lässt sich dieser naturgemäße Zustand, der sich hinter dem Begriff ‚Matrifokal‘ verbirgt, nicht auf die diversen Spielarten der patriarchal entstandenen ‚Familie‘ anwenden … denn „analog organisierte Wahlgemeinschaften“ unterliegen in der Regel dem Unverbindlichkeitssyndrom der Patriarchose, heißt, es werden eigentlich x-beliebige Nichtverwandte zu einer Gemeinschaft zusammengeführt, die dann aus den Tiefen ihres Überlebensprogramms die nötigen Elemente aktivieren müssen, die benötigt werden, um ein dauerhaftes wohlwollendes Zusammenleben mit ‚Fremden‘ zu führen. Im Grunde wie in allen patriarchalen Institutionen wie Bildungsstätten, Vereinen, Arbeitsstellen…
Es ist ja schon für den durchschnittlichen Menschen (unabhängig von seinem Geschlecht und unter Einbeziehung seiner individuellen Sozialisation) im Zustand des Verliebtseins nicht wirklich möglich eine längere (Wirtschafts- und Sozialverträgliche)Beziehung zu meistern. Der von den meisten sogar positiv konnotierte Begriff ‚Beziehungsarbeit‘ zeigt, dass das ohne ein ständiges Nachregulieren und einem sich wiederholendem Schließen von Kompromissen in einem Beziehungsalltag kaum geht. Im Alltag eines Paares gibt es i.d.R. reichlich zu tun, mann/frau lebt nicht einfach so vor sich hin.
Eine allen wohltuende Balance zu halten um allen Beteiligten einer größeren Gemeinschaft die Möglichkeit zu geben ihr individuelles Sein zu leben und als Fürsorgeperson für und mit den Anderen zu interagieren, ist weitaus selbstverständlicher und weniger aufwändig für Menschen, die in diese vorhandene Ingroup hineingeboren wurden und in ihr (quasi bis zum Tod) verbleiben. Sich ständig einer Anpassung an (und permanenten Fluktuation von) Fremden gegenüberzusehen ist dagegen nicht artgerecht.
Mit der entsprechenden Anstrengung und dem Einhalten bestimmter (ausgehandelter) Regeln lässt sich ein Zusammenleben organisieren, aber um wirklich etwas zu bringen, müsste quasi garantiert sein, dass für jedes Mitglied eine Anzahl unmittelbarer Bindungspersonen vorhanden ist, um die Geborgenheit für jedes Individuum zu gewährleisten.
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„Die allgegenwärtige Anonymität, das Hauptmerkmal einer (Groß)Gesellschaft, fördert spürbar die zunehmende Separierung des Individuums.“
Hier sind Ursache und Folge meiner Ansicht nach vertauscht. Die allgegenwärtige Anonymität folgt aus der zunehmenden Separierung, nicht umgekehrt. Die Tendenz zur Separierung hat natürlich auch ihre Ursachen. Meines Erachtens liegen jene in der Ideologie des Patriarchats begründet. Der Kern dieser Ideologie bzw. die Basis, auf der das gesamte Patriarchat ideologisch aufbaut, ist das sogenannte „Recht des Stärkeren“. Hier handelt es sich um kein Recht im engeren, moralischen Sinne, sondern um den Einsatz von Gewalt als Ultima Ratio in Abwesenheit von Moral. Die stete Androhung und nahtlose Anwendung von Gewalt erscheint notwendig, weil den Beteiligten keine Moral bekannt ist, die sie anwenden könnten. In ihrer Einfältigkeit gehen sie soweit, den Moral-Begriff ins diametrale Gegenteil seiner originären Bedeutung zu verwenden und jene Menschen als demoralisiert zu brandmarken, die den allgegenwärtigen Wahnsinn nicht mehr aushalten und sich aus reinem Selbstschutz aus der moralbefreiten Gesellschaft der Asozialen zurückziehen. Jedes Individuum hat ein Recht auf Autonomie (Selbstbestimmung). Dieses Recht wird im Patriarchat systematisch negiert, weil seine Anerkennung das Recht des Stärkeren unmöglich machen würde. Es ist unmöglich, sich durchzusetzen und gleichzeitig das Recht auf Autonomie desjenigen zu respektieren, gegen den man sich durchsetzen will. Was die Pat-Twats dabei regelmäßig unbeachtet lassen, ist die simple Tatsache, dass es beim nächsten Mal sie selbst treffen kann. Niemand gewinnt jeden Kampf. Am Ende des Tages wird in diesem Spiel jeder zum Verlierer.
… vielleicht habe ich das nicht deutlich genug formuliert: die Separierung und die Anonymität bedingen hier einander …deshalb schrieb ich auch: „fördert spürbar die zunehmende Separierung“ … da ich immer im historischen Kontext denke und argumentiere, war imho der erste Schritt in die Etablierung der patriarchalen Strukturen das Aufbrechen der matrifokalen Fürsorgehabitate und damit die Zerstörung der Vertrautheit und Sicherheit durch anwesende Angehörige. Die verschleppte, der Freiheit beraubte Mensch, die versklavte oder verheiratete Frau, sah sich Separierung und Anonymität gleichermaßen gegenüber und da das Selbsterhaltungsprogramm der Lebewesen ein hohes Maß an Anpassung bereitstellt, richtet sich das der matrilokalen Grundgeborgenheit entrissene Individuum auch in unzuträgliche und unerträgliche Bedingungen ein.
Die heute allgegenwärtige Anonymität in der Gesellschaft des modernen Hochpatriarchats, erfolgt nicht aus der heute auf die Spitze getriebene Separierung, sondern ist bereits ein Marker der Massengesellschaft besonders der frühen urbanen Kulturen. Eine Durchmischung von den realen bereits großflächig vorhandenen Familienstrukturen nach dynastischem Vorbild, mit noch vorhandenen Resten der Matrifokalität und dem zunehmenden Heer der versklavten und damit bindungslosen Individuen bildet die Grundlage der Anonymität und setzt die Transformation von Gemeinschaft in (Groß)Gesellschaft um.
Die nahezu hemmungslose Separierung der Gesellschaftsmitglieder der Moderne ist wie gesagt eine ständige Begleiterscheinung der Anonymität. Diese beiden Komponenten lassen sich natürlich aufrecht erhalten durch eine immer mehr verbesserte Infrastruktur, die das Individuum von einer artgerechten und naturgemäßen (Fürsorge)Gemeinschaft unabhängig macht.
… und hier kann ich dich nur bestätigen: „Was die Pat-Twats dabei regelmäßig unbeachtet lassen, ist die simple Tatsache, dass es beim nächsten Mal sie selbst treffen kann. Niemand gewinnt jeden Kampf. Am Ende des Tages wird in diesem Spiel jeder zum Verlierer.“
aber ich denke auch, dass die das etwa nicht wissen oder nicht beachten … denn genau dieses Wissen um die Bedrohung des eigenen Selbst in einer androzentrierten Machtgesellschaft setzt den Mechanismus in Gang dem anderen zuvor zu kommen und sich so auf den steten Kampf um die Vorrechte (der Stärkeren) einzulassen. Natürlich gibt es zu guter Letzt nur Verlierer … das beweisen die Bedingungen und Vorgänge in der Atmosphäre der Patriarchalität tagtäglich …
„Das Matrifokal ist ein von mir speziell für diesen Zusammenhang kreierter Begriff, welcher die naturgemäße, also menschenartgerechte Fürsorgegemeinschaft bezeichnet!“
Der Begriff „Matrifokal“ bedeutet Mutter-zentriert und beschreibt damit all jene Volksstämme und Volksgruppen zutreffend, die in dieser Weise organisiert sind. Mir gefällt der Begriff ausgezeichnet! Mir stellt sich jedoch die folgende Frage: Inwieweit lässt sich dieser Begriff auf analog organisierte Wahlgemeinschaften anwenden, an denen (zunächst) hauptsächlich Erwachsene beteiligt sind?
Ein entsprechendes Wertesystem und entsprechende Regeln vorausgesetzt, sollte es meines Erachtens möglich sein, diese Organisationsform auf beliebige Wahlgemeinschaften zu übertragen, also auch ohne dass die Beteiligten jeweils untereinander blutsverwandt sein müssen, und auch ohne dass einer solchen Gemeinschaft zwingend Mütter und deren Kinder angehören müssen. Mir geht es darum, jene Voraussetzungen zu ermitteln und zu beschreiben, die für die Gründung und für den Erhalt einer solchen Organisation im Hier & Jetzt notwendig erfüllt sein müssen. Dass nun alle weiblichen Beteiligten umgehend geschwängert werden müssten, halte ich nicht für notwendig. Zumal sich eine „menschenartgerechte Fürsorgegemeinschaft“ nicht auf die Fürsorge gegenüber den Kindern reduzieren lässt und eine Fürsorge der Erwachsenen untereinander mit einschließt. Letzteres kann auch innerhalb einer Wahlgemeinschaft von Erwachsenen umgesetzt werden.
Wie würdest Du diese Frage beurteilen?
„Frage: Inwieweit lässt sich dieser Begriff auf analog organisierte Wahlgemeinschaften anwenden, an denen (zunächst) hauptsächlich Erwachsene beteiligt sind?“
ich würde mal sagen, die analog organisierte Wahlgemeinschaft ist die moderne Variante der ‚familia‘ … (siehe auch: https://marthastochter.wordpress.com/2017/10/25/der-begriff-familie-eine-dringende-korrektur/)
eigentlich lässt sich dieser naturgemäße Zustand, der sich hinter dem Begriff ‚Matrifokal‘ verbirgt, nicht auf die diversen Spielarten der patriarchal entstandenen ‚Familie‘ anwenden … denn „analog organisierte Wahlgemeinschaften“ unterliegen in der Regel dem Unverbindlichkeitssyndrom der Patriarchose, heißt, es werden eigentlich x-beliebige Nichtverwandte zu einer Gemeinschaft zusammengeführt, die dann aus den Tiefen ihres Überlebensprogramms die nötigen Elemente aktivieren müssen, die benötigt werden, um ein dauerhaftes wohlwollendes Zusammenleben mit ‚Fremden‘ zu führen. Im Grunde wie in allen patriarchalen Institutionen wie Bildungsstätten, Vereinen, Arbeitsstellen…
Es ist ja schon für den durchschnittlichen Menschen (unabhängig von seinem Geschlecht und unter Einbeziehung seiner individuellen Sozialisation) im Zustand des Verliebtseins nicht wirklich möglich eine längere (Wirtschafts- und Sozialverträgliche)Beziehung zu meistern. Der von den meisten sogar positiv konnotierte Begriff ‚Beziehungsarbeit‘ zeigt, dass das ohne ein ständiges Nachregulieren und einem sich wiederholendem Schließen von Kompromissen in einem Beziehungsalltag kaum geht. Im Alltag eines Paares gibt es i.d.R. reichlich zu tun, mann/frau lebt nicht einfach so vor sich hin.
Eine allen wohltuende Balance zu halten um allen Beteiligten einer größeren Gemeinschaft die Möglichkeit zu geben ihr individuelles Sein zu leben und als Fürsorgeperson für und mit den Anderen zu interagieren, ist weitaus selbstverständlicher und weniger aufwändig für Menschen, die in diese vorhandene Ingroup hineingeboren wurden und in ihr (quasi bis zum Tod) verbleiben. Sich ständig einer Anpassung an (und permanenten Fluktuation von) Fremden gegenüberzusehen ist dagegen nicht artgerecht.
Mit der entsprechenden Anstrengung und dem Einhalten bestimmter (ausgehandelter) Regeln lässt sich ein Zusammenleben organisieren, aber um wirklich etwas zu bringen, müsste quasi garantiert sein, dass für jedes Mitglied eine Anzahl unmittelbarer Bindungspersonen vorhanden ist, um die Geborgenheit für jedes Individuum zu gewährleisten.
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